Geschichte

Geschichte des Käppele

Das Käppele ist ein Marien-Heiligtum, das vor zweihundertfünfzig Jahren von der dankbaren Liebe des fränkischen Volkes zur Ehre der Gottesmutter errichtet wurde.

Eckdaten

1640
Aufstellung eines Bildstocks mit einem Vesperbilde, dem heutigen Gnadenbilde. Mehrfache wunderbare Heilungen.

1650
Errichtung einer kleinen Kapelle (“Käppele”), die später öfter vergrößert wurde.

1685-1693
sieben merkwürdige nächtliche Lichterscheinungen. Aufschwung der Wallfahrt.

1748-1750
Erbauung der Kirche neben dem “Käppele” nach Plänen des berühmten Balthasar Neumann. Die Kapuziner werden Hüter der Wallfahrt.

1750-1800
Innere Ausstattung von Kirche und Kapelle im Stil des Rokoko und Frühklassizismus.

1752
Orgel (2/31) von Christian Köhler aus Frankfurt, rekonstruiert von Vleugels/Hardheim (1991)

1761-1769
Terrassen- und Treppenaufgang mit den Kreuzwegstationen von Peter und Simon Wagner.

Die alte Wallfahrt zum Käppele. Darstellung im Mirakelgang der Kirche.Im Dreißigjährigen Krieg 1640 stellte der Sohn eines Fischers eine hölzerne Pieta, eine Marienstatue mit dem toten Jesus auf dem Schoß, die er am Mainufer gefunden hatte, als Bildstock in den Weinbergen am Nikolausberg auf. Das im Krieg geschundene Volk nahm zur Schmerzensmutter seine Zuflucht. In der Folge wurde von Lichterscheinungen und Heilungen an der Stelle berichtet. Um 1640 fanden erste Wallfahrten auf den Nikolausberg statt. 1653 wurde dort eine erste hölzerne Gnadenkapelle errichtet, die 1683 auf Betreiben von Bischof Konrad Wilhelm von Wernau erweitert wurde. Die Erweiterung war 1684 vollendet.

Ein Ausbau im großen Stil war zunächst nicht möglich, da sich die Kapelle im Schussfeld der Festung Marienberg befand. 1730 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung als „Capele Käppele“. Seit 1749 wirken Kapuziner am Käppele. Sie betreuen seither die Wallfahrt zur Schmerzensmutter, die sich im Dreißigjährigen Krieg entwickelt hat.

Muttergottes über dem PortalDie heutige Wallfahrtskirche entstand größtenteils in den Jahren ab 1747 nach Plänen von Balthasar Neumann, genehmigt von Fürstbischof Anselm Franz von Ingelheim. Neumanns Pläne gehen auf das Jahr 1736 zurück und sahen ursprünglich den Bau der Wallfahrtskirche unmittelbar anschließend an die kleine Gnadenkapelle vor, die eigentlich unverändert bleiben sollte. 1748 war die Grundsteinweihe, ein Jahr später stand der Rohbau mit Kuppel. Erst nach Neumanns Tod wurde durch Dominikus Ickelsheimer ab 1778 die alte Kapelle höhenmäßig an den Neubau angegliechen.

Der Turm wich dabei einem ovalen Kuppeldach mit Glockenhäuschen. Von 1750 bis 1800 wurde das Innere der Kirche im Stil des Rokoko und Frühklassizismus eingerichtet, die Orgel wurde ab 1752 eingebaut. Der Treppenaufgang mit seinen fünf Terrassen wurde ebenfalls von Dominikus Ickelsheimer zwischen 1761 und 1769 erbaut. Im Gegensatz zum Ausbau der Gnadenkapelle war der Treppenaufgang schon in Balthasar Neumanns Plänen vorgesehen. 1764 wurden die Stationskapellen auf den Terassen gebaut.

Die Würzburger Bildhauer Johann Peter und Simon Wagner schufen die 77 lebensgroßen Figuren der 14 Kreuzwegstationen zwischen 1767 und 1778. Die Weihe erfolgte, durch Krieg und Säkularisation verzögert, erst 1824.

Die Weihe vollzog Bischof Adam Friedrich Groß zu Trockau. Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 blieb das Käpelle vermutlich aufgrund seiner abgeschiedenen Lage im Weinberg von Bomben verschont. Die Inneneinrichtung blieb so der Nachwelt erhalten.

Eine große Innenrestaurierung erfolgte von 1973 bis 1976. Von 1994 bis 1997: Außenrestaurierung und Sanierung der Kuppeldächer und Turmhauben. Die Übergänge zwischen Neumannbau und Gnadenkapelle wurden dabei aus Kostengründen ausgespart.

Der Stationsweg mit Stationskapellen wurde von 2002 bis 2006 für 4,4 Millionen Euro umfangreich erneuert. Vom Herbst 2009 bis Frühjahr 2010 wurden das angrenzende WC und Kiosk saniert. Insgesamt fielen Kosten in Höhe von über 120.000 Euro an.

Eine rollstuhlgerechte Toilette gibt es seitdem im ehemaligen Wallfahrtskloster. Im Winter 2010/2011 wurden Schäden an den kleinen Kuppeln am Übergang zur Gnadenkapelle festgestellt. Es erfolgte 2011 eine Sanierung in Höhe von 40.100 Euro, von denen die Kirchenstiftung mehr als die Hälfte selbst trug. Durchgeführt wurden die Renovierungsarbeiten durch das Bischöfliche Bauamt und das Landesamt für Denkmalpflege.wuerzburgwiki.de/wiki/Käppele

2014 verließen die Kapuziner das Käppele. Seitdem ist Pfarrer Josef Treutlein mit der Wallfahrtsseelsorge betraut, unterstützt von Brüdern der Franziskaner-Minoriten.

QUELLEN:

  • Peter Moser: Würzburg. Geschichte einer Stadt. Babenberg Verlag, Bamberg 1999.
  • Kunstführer Würzburg und Mainfranken. HB Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Hamburg 1983.
  • Winfried Jestaedt und Johannes Foersch: Das Würzburger Käppele. Echter, Würzburg 1999.
  • Karl Kolb: Käppele. Rokoko-Kleinod in Würzburg. Echter, Würzburg 1976.